Menschenbilder aus anderen Welten

Menschenbilder, Bilder, die sich Menschen von Menschen machen, sind stets eingebettet in Weltbilder, die ideologische, religiöse oder ethische Positionen beschreiben. Diesem philosophischen Aspekt steht ein realer gegenüber, der zeigt, was ist, und beschreibt, was sein sollte. Aus dem Blickwinkel der Menschen, die mithilfe des Fotografen zu Bildern wurden, idealisiert sich das Bild das sie für ein gutes halten, zum Wunschbild.

Gert Chesis Menschenbilder sind inszenierte Fotografien. Nicht er hat sie inszeniert, sondern die Dargestellten selbst. Sie so ins Bild zu setzen, wie sie es selbst wollten, war seine Intention.

Die Protagonisten dieses spannenden Projektes stammen aus drei gesellschaftlichen Randgruppen. Es sind Menschen, die im Umfeld afrikanischer Voodoo-Gesellschaften leben, thailändische Transsexuelle und indische Eunuchen. Sie alle nehmen kulturelle und soziale Sonderstellungen ein, sie sind von der sie umgebenden Mehrheit oft gefürchtet, selten geliebt. Unter diesen Umständen haben sie sich zusammengeschlossen und eigene Gruppen gebildet, die eingebettet in alte Kulturen neue Wege suchen. Ihre Rezeption innerhalb der Völker, denen sie angehören, ist problematisch. Nur selten erhalten sie Gelegenheit, sich als das zu präsentieren, was sie sein wollen, immer wird ihr Bild von anderen gestaltet, vorzugsweise von jenen, die ihnen mit Argwohn begegnen.

Vor dem Hintergrund seiner ethnologischen Arbeiten hat Gert Chesi eine Fotoserie geschaffen, die abseits wissenschaftlicher Kriterien auf einer rein ethnografischen Ebene diesen Menschen die Möglichkeit gibt, sich selbst darzustellen. Attribute aus ihren Kulturen dienen als Hinweise auf ihre Herkunft. Fantastisches, aber auch Bizarres ist dabei entstanden, Fotos, die auf hohem Niveau eine bis dahin unbekannte Seite ihrer Existenz zeigen.

 

Diese Fotoserie ist als Ausstellungsprojekt in 45 großformatigen Fotografien (85 x 125 cm) erschienen und wird von einem Bildband begleitet, der mit erklärenden Texten das Projekt und die Menschen, die dafür Modell gestanden sind, beschreibt.